Forum Mai 2021

Zweitägiges Forum

Your body is a battleground – ultrakonservative Strategien zur Wiederherstellung einer „natürlichen Ordnung”

Veranstalter: Frankfurter Kunstverein + Normative Ordnungen der Goethe-Universität Frankfurt am Main

Veranstaltungsort: Frankfurter Kunstverein, Markt 44, 60311 Frankfurt (zusätzlicher Online-Zugang)

Kuratorin: Asia Leofreddi

Das Forum findet unter der Schirmherrschaft des Kulturamtes der Stadt Frankfurt am Main und des Amtes für Umwelt und Frauen der Stadt Frankfurt am Main statt.

Fünfzig Jahre nach den wichtigsten Errungenschaften der feministischen Bewegungen ist die Wahlfreiheit der Frauen nach wie vor Gegenstand politischer und kultureller Auseinandersetzungen. Zeitgleich mit dem Aufstieg anti-liberaler Parteien und VordenkerInnen erleben wir die Verbreitung politischer Programme, die sich auf die Förderung der „natürlichen” Familie und die Einschränkung von Rechten wie Abtreibung, Schutz vor häuslicher und sozialer Gewalt und Zugang zu Technologien der assistierten Fortpflanzung konzentrieren.

Allein in diesem Jahr, mitten im Covid-19-Notstand, beschloss Polens rechtsextreme Regierung, das Recht auf Abtreibung einzuschränken und verfolgte auf offiziellem Weg den Austritt aus der Istanbul-Konvention, dem internationalen Abkommen zur Verhinderung geschlechtsspezifischer Gewalt. Das Gleiche geschah in der Türkei, wo Präsident Recep Tayyip Erdoğan die Mitgliedschaft des Landes aus dem 2012 ratifizierten Vertrag widerrief, indem er verkündete, dass der Vertrag mit den türkischen Gesellschafts- und Familienwerten unvereinbar sei.

Was in nationalen Kontexten geschieht, ist jedoch nur der sichtbarste Teil eines komplexeren Phänomens, in dem die Themen Familie und Frauen als symbolischer Zusammenhalt für die Schaffung neuer transnationaler politischer Allianzen dienen. Tatsächlich haben in den letzten Jahren JournalistInnen und ForscherInnen aus der ganzen Welt das Entstehen einer neuen ultrakonservativen transnationalen Bewegung beleuchtet, die zivilgesellschaftliche Organisationen, AkademikerInnen, AktivistInnen und religiöse Gruppen zusammenbringt und auf verschiedenen Ebenen der globalen Gesellschaft operiert. Aus der Zivilgesellschaft hervorgegangen, um ein traditionelles Familienmodell gegen eine liberale Auslegung der Menschenrechte zugunsten von Frauen, Kindern und Homosexuellen zu verteidigen, ist dieses Netzwerk heute eine politische Einheit, die in der Lage ist, das Projekt der globalen Rechtsextremen ideologisch zu untermauern und zur Radikalisierung der nationalen und internationalen Debatten über die Menschenrechte von Frauen beizutragen. Eine Relevanz, die vor allem dank eines Wandels in der sprachlichen, ikonografischen und operativen Strategie dieser Bewegungen möglich wurde, und durch die formal fundamentalistische Positionen zum Mainstream wurden, mit wichtigen Auswirkungen auf den demokratischen Pluralismus und das zivile Zusammenleben aller.