Offert Albers

0-12 Beaufort, 2023
Bildserie, 13 Bilder, projiziert

Faders 0-12, 2023
13 Archivpigmentdrucke, Alu-Rahmen

jeweils 30 x 40 cm

Courtesy der Künstler

Für die Ausstellung And This is Us 2023 schafft Offert Albers eine zweiteilige fotografische Arbeit, deren Teile sich proportional zueinander verhalten, da sie beide auf die Bedeutung von Fotografie als Referentin zweiten Grades hinweisen.

Entstanden sind zwei Bilderserien, die der Künstler gegenüberstellt. Die eine besteht aus Bildern, die die Beaufortskala zum Ausgangspunkt nimmt. Diese Skala verweist auf ein Spektrum von dreizehn Windstärken, um Wind nach seiner Geschwindigkeit – von Windstille bis Orkan – einzustufen und zu benennen. Das Spektrum entsteht durch Beobachtungen der Auswirkungen von Wind auf die Umwelt, also aus phänomenologischen Kriterien. Albers wählt nicht die Sichtbarmachung von Windstärke an Land, sondern die auf Wasseroberflächen, welche für die Schifffahrt von Bedeutung ist. Der Künstler hat zahlreiche deutsche Museen und Archive recherchiert und angeschrieben, um Zugang zu Darstellungen von verschiedenen Seegangstufen zu erbitten und die Werke – fotografische sowie malerische – im Kontext ihrer Archive zu dokumentieren. Er fotografiert an diesen Orten der Objektaufbewahrung jeweils ein Bild, das eine Stufe der Beaufortskala repräsentiert, im Kontext seiner Institution. Insgesamt 13 Bilder. Darüber hinaus sucht er jeweils ein Abbild der Windmessskala aus gedruckten Fotobänden und aus digitalen Image Stocks. Albers fügt alle 39 Abbilder zu einer Bildsequenz im Videoformat zusammen.

Die zweite Bilderserie besteht ebenfalls aus 13 Abbildungen. Das Motiv ist eine Discokugel, eine popkulturelle Ikone, deren Abbild der Künstler bei Produktfo­tograf:innen über digitale Free-Lancer:innen Plattformen in Auftrag gegeben hat. Alle Fotograf:innen erhielten dieselbe Aufgabenstellung und mussten auf dieser Grundlage eine möglichst getreue Produktabbildung erstellen. Offert Albers interessiert sich nicht für final bearbeitete und postproduzierte Aufnahmen, sondern für die unbearbeiteten digitalen Daten, für die RAW-Dateien. Dies sind die Dateien, bei denen die Kamera weitgehend ohne Bearbeitung auf das Speichermedium schreibt und aus denen Meta-Informationen über die Entstehung des Bildes und der verwendeten Technik abzulesen sind. Ohne digitale Retusche sind auf den 13 Auftragsarbeiten deren erweiterte Bildräume zu sehen, der Raum der Bildentstehung: das Set, die technischen Hilfsmittel, die Leuchten, der Hintergrund, bis hin zur Kamera und den Fotograf:innen selbst, die sich in den Spiegelfragmenten abbilden.

Albers arbeitet konzeptuell. Ihn interessiert an dieser Doppelserie eine Untersuchung dessen, was nicht zum fotografischen Sujet erhoben und trotzdem in die Sichtbarkeit gelangt. Die Arbeit erforscht die Fotografie als bildgebendes Medium von Phänomenen, und zwar nicht als direktes Abbild, sondern über den Umweg von der Methode Das-Eine-Durch-Das-Andere-Sichtbarmachen. Nicht das Motiv, der Bildinhalt steht im Zentrum seiner Untersuchung, sondern der Informationsgehalt zweiten Grades.

Offert Albers (*2000 in Wiesbaden, DE) studiert seit 2020 an der Hochschule für Bildende Künste – Städelschule in Frankfurt am Main (DE) bei Prof. Judith Hopf. Zuvor studierte er an der Kunstakademie Düsseldorf (DE) bei Prof. Franka Hörnschemeyer. Seine künstlerische Praxis besteht vor allem aus Fotografie und Konzeptkunst. Unter anderem stellte er in folgenden Institutionen aus: Opelvillen, Rüsselsheim (DE), Hotel Nizza, Frankfurt am Main (DE), KIT – Kunst im Tunnel, Düsseldorf (DE). Für 2023 ist eine Ausstellung im 1822 Forum, Frankfurt am Main (DE) geplant.