Viviana Abelson

Hoop, 2019
Reifen, Gummi, Schaumstoff
97 x 97 x 71 cm
Courtesy the artist

Patch, 2019
Metallstangen, Paraffin
220 x 280 x 12 cm
Courtesy the artist

Legend, 2019
Metallstangen, Reifen, Gummi
130 x 190 x 40 cm
Courtesy the artist

Die Skulpturen von Viviana Abelson entspringen dem Interesse der Künstlerin am physischen und alchemistischen Potential von Materialien und ihren unterschiedlichen Kombinationsmöglichkeiten. Ihre Werke arbeiten ein Vokabular an Formen und Texturen aus, in dem Gummi, Leder und Stahl in spannungsreiche Verknüpfungen gebracht werden. Im Zentrum von Viviana Abelsons künstlerischer Praxis steht der Austausch von körperlichen und physischen Kräften. Ihre Werke spiegeln die gegensätzlichen Eigenschaften von Materialien wider, die zwischen Hart und Weich, zwischen Elastisch und Rigide schwanken. Die Künstlerin kombiniert und verfremdet industrielles Material zu Objekten, die eine neue erzählerische Qualität erhalten. So schnitt sie den Mantel eines LKW-Reifens aus, tackerte die Fragmente mit Nieten und nähte sie mit Draht zu einer überdimensionalen Jacke, die sie auf einer Metallstehle frei in den Raum platzierte. Ein zweites Objekt entstand als plastische Collage von einem Yogaball, den sie in die zentrale Aussparung eines LKW- Rads komprimierte. Durch die Farb- und Formkombination ergab sich ein Objekt, das als Gesamtes zu einer neuen ästhetischen Autonomie fand. Das dritte Werk bestand aus langen eisernen Armierungsstäben, die Abelson zu einem Gitter verwob und in dessen quadratische Aussparungen sie schwarzes Paraffin, das sie erhitzte und verflüssigte, goß und aushärten lies. Die Künstlerin hat die Objekte der Ausstellung in wochenlanger Arbeit in den Räumlichkeiten des Frankfurter Kunstvereins selbst erschaffen. Um den Objekten die Form aufzuzwingen, in denen Abelson die Materialien dachte, musste sie ihre gesamte körperliche Kraft aufbringen. Der Körper der Künstlerin war ihr primäres Werkzeug, mit dem die Skulpturen entstanden. Das visuelle Vokabular der Werke von Viviana Abelson umfasst Materialien und Oberflächen im Potenzial ihrer Transformation. Sie setzt die vor allem in der industriellen Fertigung vorkommenden Stoffe ein, um ihnen durch eine poetische Umformulierung neue Bedeutung zu geben. Es sind zumeist toxische Stoffe, die aus natürlichen Ressourcen produziert und in einem chemischen Verfahren zu industriellen Produkten weiterverarbeitet werden. Sie alle eint ein tief schwarzer Farbton, der an Erdöl erinnert, Stoffe, zum Beispiel Gummi oder Paraffin, aus denen Abelson ihre Werke produziert. Paraffin verhält sich wie Wachs, das man unter Hitze schmelzen, in Form gießen und aushärten lassen kann. Die Künstlerin aktivierte diese Veränderungsprozesse und ließ durch ein Repertoire an Prozeduren wie Brennen, Schweißen, Nähen, Schmelzen und Kleben neue Kombinationen entstehen. Abelson begegnet den Werkstoffen mit Aufmerksamkeit für ihre jeweiligen Eigenschaften und Qualitäten und folgt in der Formfindung den Weg, den diese in ihrer Potenzialität vorgeben. Die schweren und mächtigen Materialien werden brüchig und an die Grenzen ihrer Beständigkeit gebracht. Sie werden damit zu symbolischen Trägern eines Willens zur Macht.