YRD.Works

Eins zu Eins, 2017
Holz, Gipskarton, Farbe
12,68 x 4,65 x 3,21 m
Courtesy die Künstler

YRD.Works ist ein Künstler- und Gestalterkollektiv bestehend aus Yacin Boudalfa, David Bausch und Ruben Fischer. YRD.Works schaffen temporäre Räume, kurzfristige Begegnungsorte, indem sie Architekturen konstruieren, bei denen das Artifizielle und Vergängliche ein wesentlicher Teil der Ästhetik ist.

Für die Ausstellung im Frankfurter Kunstverein entwickelte das Kollektiv eine physisch erlebbare und performative Raumintervention. Der Ausstellungsraum im Obergeschoss des Kunstvereins wurde von YRD.Works dekonstruiert. Sie zerlegten ihn in seine einzelnen Elemente, bauten diese nach und ordneten sie auf dem Boden an. Durch den präzisen Nachbau der einzelnen Elemente eigneten sich YRD.Works den Raum physisch an, begriffen ihn nicht als Ort, sondern als Abfolge von Wänden, Deckenelementen und Türen und reduzierten ihn auf seine Form und auf das Material, aus dem er hergestellt worden war. Die Bestimmung des Raumes wurde unterlaufen und in der Dekonstruktion bloßgestellt. Die Hierarchie zwischen Präsentationsort und Exponat wurde verändert und neu verhandelt.

Die Nutzung digitaler Werkzeuge ist heute integraler Bestandteil der künstlerischen Praxis. Ihre gestalterischen Möglichkeiten haben die Bandbreite des Machbaren erweitert und zugleich normiert. Die Verwendung von 3D-Programmen zur Planung von Formen im Raum hat die Sichtweise auf den Umgang mit dem realen Raum grundlegend verändert. YRD.Works fragen nach der Wechselbeziehung zwischen der Manipulierbarkeit von Formen und Material im Raum, zwischen digitaler Phantasie und analoger Konkretheit. Dort, wo das 3D-Programm eine sofortige Dekonstruktion und Umgestaltung von Objekten und Architekturen ermöglicht, ist eine Umsetzung anhand von realen Materialien zeitaufwändige manuelle Praxis.

YRD.Works beginnen mit der Raumintervention schon vor der Möglichkeit einer Ausstellung: da, wo die Transformation zum Werk noch nicht stattgefunden hat, wird Material auf seine ästhetische Brauchbarkeit überprüft und der öffentliche Präsentationsort an sich analysiert. Es werden grundsätzliche Fragen nach der Darstellung von Kunst und der Funktion des institutionellen Ausstellungsraumes hier und heute gestellt. Erfahrbar wird die Kulissenhaftigkeit und temporäre Existenz des White Cube in seiner Materialität, nicht mehr die implizite Erhabenheit der öffentlichen Bühne für Kunst. Das profane Baumaterial wird neu arrangiert und zum Werk erhoben.

Im Raum platziert ist es zugleich Skulptur und eine Bühne für die BetrachterInnen. Diese sind aufgefordert, die Barriere zur Skulptur zu durchbrechen und diese zu begehen, zur Darstellungsplattform ihrer physischen Präsenz zu machen. Die Unantastbarkeit der Skulptur wird von den Künstlern für die Nutzung freigegeben, Distanz und Kontemplation aufgegeben und somit die Trennung zwischen Werk und BetrachterInnen aufgelöst. Es werden Spuren auf den unberührten weißen Flächen hinterlassen, das Werk wird sich über die Dauer der Ausstellung verändern, benutzt, abgenutzt und danach vernichten werden.

 

YRD.Works ist ein Offenbacher Künstler- und Gestalterkollektiv (DE), bestehend aus David Bausch (*1988), Yacin Boudalfa (*1987) und Ruben Fischer (*1987). Die Künstler studieren Kunst an der Hochschule für Gestaltung Offenbach. Seit 2016 betreibt das Kollektiv die Kressmannhalle, einen Ausstellungsraum für zeitgenössische Kunst im Hafen Offenbach. 2015 erhielten sie den Preis des Frankfurter Vereins für Künstlerhilfe e.V. Seit 2017 realisieren YRD.Works mit dem Künstlerhaus Mousonturm mehrere Projekte im Doppelpass – ein Programm, welches von der Kulturstiftung des Bundes für zwei Jahre gefördert wird. 2018 wurde das Künstlerkollektiv mit dem Kunstpreis der Stadt Nordhorn (DE) ausgezeichnet.

Unter anderem hatte YRD.Works in den folgenden Institutionen Einzelausstellungen:
Städtische Galerie Nordhorn, Nordhorn (DE), Kressmann Halle, Offenbach (DE), Saasfee*Pavillon, Frankfurt am Main (DE), Mousonturm, Frankfurt am Main (DE)